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In LAND & FORST - Mitteilungsblatt der Landwirtschaftskammer Hannover, Ausgabe 50 / 2003 v. 11.12.03 ist folgender Bericht von Andreas Beck zu einer geplanten Restaurierung der Wassermühle Scheeßel (Nr. 112 der NMS) im Ldk. Rotenburg (Wümme) erschienen: 

Scheeßeler Mühle wird restauriert

Alte Maschinen, die seit Jahren nicht mehr in Betrieb waren, jede Menge Staub und Bauschutt - die alte Scheeßeler Mühle ist innen nicht gerade ein Schmuckstück. Doch das soll sich ändern.

Denn nach dem Willen von Eigentümer Jan Müller-Scheeßel und dem Förderverein Scheeßeler Mühle soll in dem altehrwürdigen Gemäuer bald wieder Korn gemahlen werden. Außen haben die Handwerker bereits das Regiment übernommen. Das Dach ist restauriert, und ein Teil der Fassade eingerüstet. „Das Dach war teilweise abgängig, es regnete rein. Da mußten wir schnell handeln“, sagt Müller-Scheeßel, der die Mühle langfristig an den Verein verpachtet hat.
Die Pläne der Mühlenfans sehen vor, die Scheeßeler Mühle als Bauwerk zu erhalten und sie wenigstens an den Wochenenden ihrer ursprünglichen Bestimmung zurückzuführen, sprich Mehl zu produzieren und damit Touristen, Schulklassen und Mühlenfans eine Attraktion zu bieten. „Es gibt zwar eine Menge Museumsmühlen im Umkreis“ ‚ sagt MüIler-Scheeßel, „doch das sind alles Schrotmühlen. Wir wollen zeigen, wie kompliziert früher Feinmehl hergestellt wurde
Zwischen beiden Verfahren gibt es deutliche Unterschiede, wie der 36-Jährige sagt. So sei die Mehl-Herstellung wesentlich aufwändiger als das Schroten und nur durch einen intensiven Maschineneinsatz zu schaffen.
„Rund 30 Maschinen benötigt man dafür, von denen zurzeit nur ein Teil intakt ist. Die anderen müssen restauriert werden, so Müller-Scheeßel.
Obwohl die Arbeiten an der Bausubstanz bereits begonnen haben, ist die Inbetriebnahme der Mühle Zukunftsmusik. „ Das wird wohl noch dauern. Wie lange, wissen wir auch nicht“, so der Eigentümer. Klar ist jedoch bereits, dass die Restaurierung rund 60.000 Euro kosten wird. Finanziert werden soll diese Summe durch Zuschüsse von der Bezirksregierung Lüneburg, aus EU-Mitteln, sowie von der Sparkassenstiftung und der Sparkasse Scheeßel.
Mit ihrem Engagement für die Mühle machen sich die Mitglieder des Fördervereins nicht nur für ein altes Handwerk, sondern auch für eines der traditionsreichsten Bauwerke Scheeßels stark. Erbaut wurde die erste Mühle 1507, jedoch nicht an der Wümme - ihrem aktuellen Standort - sondern an der Beeke. Die Mühle war bis 1818 Eigentum des Verdener Bischofs, später kam sie an die schwedischen Herrscher und danach an Königreich Hannover. Erst 1859 kaufte die Familie Müller die Mühle, den Namen Müller-Scheeßel nahm die Familie 1935 an. „Bis 1681 arbeiteten meine Vorfahren als Verwalter in der Mühle, bis zum Verkauf an Leopold Müller waren sie  Pächter“, erklärt Jan Müller-Scheeßel. 1828 wurde die Grundform der heutigen Mühle erbaut mit zwei Wasserrädern und vier Mahlgängen. 1860 wurde sie ausgebaut. „Die Konkurrenz zwischen den Mühlen wurde in dieser Zeit schärfer, die Müller mussten erweitern, um einen Wettbewerbsvor- sprung zu haben“, so Müller-Scheeßel, dessen Mühle die älteste Handwerksmühle im Landkreis Rotenburg ist.
1927 wurde die Mühle ein letztes Mal umgebaut und modernisiert. In den 50er-Jahren kam dann im Zuge des großen Mühlensterbens das Aus.
          
                                                                                      Andreas Beck

Die Mühlenroute im Landkreis Rotenburg (Wümme)

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Der KleiekotzerEin Magazin des Mühlenförderverein Lüneburg e.V.