Hubert Kolling:
 Geschichte der Mühlen in Bad Staffelstein

 CHW-Monographien, Band 3
.Kommissionsverlag H. O. Schulze. Lichtenfels 2002,
84 S., 12,00 Euro,
ISBN 3-87735-168-9
Bezugsadresse: Kommissionsverlag H. O. Schulze, Marktplatz 15, D-96215 Lichtenfels

 

Eine Rezension von Michael König:

Die oberfränkische, zwischen Bamberg und Coburg gelegene Kleinstadt Bad Staffelstein war einst nicht nur das Zentrum vieler Brauereien, sondern hatte auch sieben Wassermühlen. Zugleich stand hier auch die Wiege der ersten Kunstmühle Oberfrankens (1846). Wie in Franken üblich, waren auch in Staffelstein Wohnhaus und Mühle unter einem Dach vereint. Die Situation hat sich freilich im Laufe der Zeit gründlich gewandelt. So haben – abgesehen von einer Ausnahme, der zweitältesten Mühle von 1460 – alle nach und nach, teilweise schon bevor das Mühlengesetz von 1957 unrentabel gewordenen Mühlen einen finanziellen Anreiz zur Betriebsaufgabe bot, ihren Betrieb eingestellt. Aufgrund baulicher Veränderungen in der Folgezeit wird man heute selbst mit einem geübten Kennerblick bestenfalls noch zwei oder drei der (ehemaligen) Mühlen entdecken.

Um sie vor dem Vergessenwerden zu bewahren, hat der Politikwissenschaftler Hubert Kolling die „Geschichte der Mühlen in Bad Staffelstein“ akribisch genau erforscht und seine Untersuchungsergebnisse als Band 3 der Schriftenreihe des fränkischen Geschichtsvereins Colloquium Historicum Wirsbergense (CHW) als Monographie veröffentlicht. Gestützt hat er sich hierbei auf Akten aus dem Staatsarchiv Bamberg, Kirchenbücher aus dem Archiv des Erzbistums Bamberg und verschiedenen Pfarrarchiven, Unterlagen aus dem Wasserwirtschaftsamt Bamberg und der entsprechenden Abteilung des Landratsamtes Lichtenfels sowie Materialien der (ehemaligen) Mühlenbesitzer beziehungsweise deren Nachfolgern, wobei sein ältester Beleg aus dem Jahre 1446 stammt.

In dem mit vielen Fotos, Plänen und Querschnittzeichnungen sehr anschaulich aufgemachten und lesenswerten Buch stellt Hubert Kolling zunächst in einem allgemeinen Teil die Technik der unterschiedlichen Wassermühlen und Mahlverfahren vor, bevor er sich den Menschen zuwendet, die über Generationen hinweg in den Mühlen arbeiteten. In zwei Exkursen beleuchtet er sodann die Wehranlagen, die das Wasser kanalisierten und der Wiesenbewässerung dienten, und die Mühlsteine, die stummen Zeugen früherer Mühlentechnologie.

In dem daran anschließenden zweiten Teil geht es um die einzelnen Mühlenportraits, die der Autor detailreich beschreibt. Neben vielen Fakten zu den Gebäuden erhält der Leser dabei auch umfangreiche Informationen über die Mühlenbesitzer, wobei die hierzu ausgewerteten Übergabe- beziehungsweise Verkaufsverträge der Mühlen auch unter sozialgeschichtlichen Gesichtspunkten spannend und sehr aufschlussreich sind. Neben Lageplänen und zeitgenössischen Abbildungen wird jede Mühle, egal ob sie zwischenzeitlich umgebaut oder abgerissen wurde, mit einem aktuellen Foto dokumentiert.

Die kurzweilige, mit einem soliden Anmerkungsapparat ausgestatte Schrift enthält zur besseren Orientierung zudem einen Übersichtsplan, in den die sieben Mühlen eingezeichnet wurden, und eine Tabelle, in der die Standorte der einzelnen Mühlen mit allen früheren Namen und dem Jahr der Bezeichnung aufgeführt sind. Wer sich für Wassermühlen im Allgemeinen oder die „Geschichte der Mühlen in Bad Staffelstein“ im Besonderen interessiert, wird das vorliegende Buch mit Freude zur Hand nehmen.

Dr. Michael König, An der Hummerei 8a, 96215 Lichtenfels
Mail: Michael-Koenig1@freenet.de